Für mich heisst das: Keine Katze. Denn mein Mann leidet an Katzenallergie.
Doch neulich bahnte sich für mich und meine unbefriedigte Katzensehnsucht eine Lösung an, die weder den Nies- und Hustenreiz meines Mannes provozieren, noch meine Freude an unzerfetzten Möbeln trüben würde:
Die Anschaffung einer Krypto-Katze. Oder gleich mehrerer, um diese dann miteinander zu paaren und neue Kitties zu züchten – ja, das geht!
Zudem bin ich kunstaffin, kaufe mir gerne von Zeit zu Zeit ein Gemälde oder eine kleine Skulptur und ich interessiere mich für Digitalisierung und neue Trends – es traf also perfekt alles zusammen.
Eine einschlägige Plattform war rasch gefunden, ein Account eröffnet, eine Wallet angelegt und – meow! – los geht’s: auf die Suche nach einem Kätzchen, das, wie versprochen wird, einzigartig ist, nur mir gehören wird, nicht repliziert, mir nicht weggenommen und nicht zerstört werden kann – ein ewig «lebendes» NFT-Vierbeinerchen (NFT = Non Fungible Token; eine eindeutige und somit «nicht vertretbare» und somit nicht aufteilbare hinterlegte Zeichenkette).
Näher an der realen Natur ist die Tatsache, dass so eine Katze unterschiedlich viel kostet – je nach «Genen», seltenen «Eigenschaften» oder «Alter». Eine Krypto-Katze kann bereits für ein paar wenige US-Dollar erworben werden oder aber, wer will, kann gut und gerne über 100‘000 US-Dollar hinblättern. Ich entschied mich für ein putziges Tigerli mit Fledermausflügeln – nicht ganz billig. Bezahlt werden soll mit ETH (damit ist nicht die Hochschule gemeint, sondern die Kryptowährung Ether).
Auf der Suche nach dem aktuellen Wechselkurs stiess ich allerdings auf einen weiteren Preis, den ich für meine Katze zu zahlen bereit sein müsste: eine exorbitante Umweltbelastung. Durch das Mining, die Prägung des Echtheitszertifikats auf die Blockchain-Währung Ether beim Kauf für mein Kunstwerk, würde ich so viel Kohlenstoffdioxid in die Luft stossen wie auf einer 6000 km langen Autofahrt.
Für eine rein virtuelle Mauze!
Eher kauf ich mir in meiner Lieblingsgalerie ein konventionelles Kunstwerk einer Katze. Diese schnurrt genau so wenig wie die Krypto-Kitty, schont aber die Umwelt.
Geringfügig variiert ist dieser Text als MEHRWERT-Kolumne am 10. Juni 2021 in der Handelszeitung erschienen.
Anmerkung 2:
Die Etherum Foundation, welche den Ether verteilt und damit nach Bitcoin die Kryptowährung mit der zweitgrössten Marktkapitalisierung aufweist, kündet seit einiger Zeit an, vom energiefressenden Prägen gemäss Proof of Work (Mining) auf den Konsens-Algorithmus Proof of Stake (PoS) zu wechseln. Dadurch würde der Energieverbrauch stark gesenkt. Bis vor kurzem lautete die offizielle Aussage, dass dieser Wechsel mehrere Jahre dauern könnte. Angesichts der massiven Kritik am Stromverschleiss hat die Etherum Foundation nun allerdings in Aussicht gestellt, diesen Wechsel bereits vor Ende des Jahres vollziehen zu wollen. Sollte diesem mutigen Talk der effektive Walk folgen, dürfte ich mich vielleicht gar über ein Kryptokätzchen unter dem Weihnachtsbaum freuen ...