(Und bevor jemand moniert: Ja, mit Absicht nicht ge-gendert.)
Bei allem Respekt, den ich Futurologen wie Matthias Horx, Sven G. Jánszky, Georges T. Roos, David Bosshart etc. entgegenbringe – sie vermögen mich doch nicht so sehr zu beeindrucken wie zum Beispiel Jules Vernes.
Im Jahre 1865 hat er mit «De la Terre à la Lune» ein Buch veröffentlicht, welches in vielen Details frappierend wirklichkeitsnah die erst hundert Jahre später stattfindende reale Mondfahrt vorwegnimmt.
Oder denken Sie an Aldous Huxlyes «Brave New World». Im Gegensatz zu Jules Verne, der sich durch die technischen Errungenschaften seiner Zeit und die damalige Aufbruchsstimmung zu grundsätzlich positivem Fortschritt für die Menschheit inspirieren liess, lenkte Huxley die Geschehnisse der Zukunft allerdings in äusserst dunkle Gefilde. Er entwarf diktatorisches Influencertum und Manipulation, grenzenlosen Konsum und sofortige Bedürfnisbefriedigung zwecks Verhinderung individueller Gedanken in der Gesellschaft. Mit Blick auf unsere heutige Welt müssen wir auch Aldous Huxley beachtliche vorherseherische Fähigkeiten attestieren, leider.
Doch es kommt noch heftiger: In Huxleys Welt findet die Fortpflanzung nicht mehr auf natürlichem Wege statt, sondern ausserhalb der Gebärmutter. In staatlichen Brutstätten werden Embryonen und Föten in sogenannten «bottles» herangezüchtet. Dieses Bild drängte sich mir unweigerlich auf, als vor ein paar Wochen in den Medien zu lesen war, wie es Forschenden erstmals gelungen ist, Säugetier-Föten, Mäuse, in einer künstlichen Gebärmutter heranwachsen zu lassen. Gleichzeitig können andere Forschende bereits aus Stammzellen, also ohne befruchtete Eizelle, Mäuseembryonen herstellen.
Lassen Sie uns das mal konsequent weiterdenken: Demnächst also werden wir Frauen unsere Gebärmütter nicht mehr zur Verfügung stellen müssen, um Kinder zu bekommen. Sondern wir werden in einem Institut eine Flasche stehen haben und können vor und nach dem Berufsalltag unserem Nachwuchs beim Heranwachsen zusehen. Das wird einen gewaltigen Vorteil mit sich bringen: Das Kinderkriegen als Karriereknick bei Frauen dürfte dann endgültig der Vergangenheit angehören.
Geringfügig variiert ist dieser Text als MEHRWERT-Kolumne in der Handelszeitung vom 6. Mai 2021 erschienen.